BAD TÖNISSTEIN. Morgens in aller Frühe kräht der Hahn durchs Tal. Im Seniorendomizil Bad Tönisstein beginnt der Tag. Huhn Erna ist schon vollauf beschäftigt ihr Tagwerk zu beginnen. Katze Rosi weiß sich bei den Senioren noch vor dem Frühstück ihre ersten Streicheleinheiten zu erhaschen.
All dies gehört zum normalen Tagesablauf in dem auf die Bedürfnisse eines alten Menschen abgestimmten Seniorenhauses. "Viele unserer Bewohner", so Geschäftsführerin Rita Stein " kommen aus ländlichen Gebieten. Sie haben ihr Leben lang gemeinsam mit Tieren gelebt. Wir wollen den Menschen hier die Möglichkeit geben, ihr Leben so normal wie möglich weiterzuleben. Dazu gehören auch die Tiere." Dass Senioreneinrichtungen aus Hygienegründen oft keine Tiere dulden, lässt man hier nicht gelten. "Die Menschen hier sind alt, aber nicht krank", zeigt Rita Stein auf und setzt sich entspannt zu einer dementen Dame auf eine Bank im Außenbereich. Diese ist gerade damit beschäftigt Rosi, die Katze, mit Streicheleinheiten zu verwöhnen. Sichtlich wohl tut dies nicht nur der Katze. Man merkt der Dame an, dass hier auch ein ganz entscheidender Therapieansatz stattfindet. Als dementer Mensch lebt man von Erfahrungen aus der Vergangenheit.

So viel Erinnerungen wie möglich tragen zum Wohlsein bei. Und so gesellen sich seit einigen Tagen zu Huhn, Hahn und Katze auch die beiden Lieblinge, die die Senioren schon in ihr Herz geschlossen haben - die beiden Kaninchen Dyego und Sit. Komplettiert wird das Tierparadies von zwei Eseln, die auf dem Gelände ihr Zuhause gefunden haben und gerne zu einem kleinen Spaziergang zur Weide einladen, um auch hier die Entspannung spüren zu können, die Tiere durch einfaches Streicheln dem Menschen geben. In Kürze kommen zwei Kamerunschafe dazu.
Und bei schlechtem Wetter? Fällt der Kontakt mit den Tieren aus? Nicht in Bad Tönisstein. Hier sorgt ein Aquarium für den Kontakt. In vollkommener Ruhe den Fischen zuschauen, das hat schon was für das Wohlbefinden der Seele. Dazu ist eine Vogelvolliere geplant, die ebenso die Senioren zur aktiven Teilnahme am Leben anregen wird.
Die Senioren sind hellauf begeistert von dem tierischen Zuwachs in ihrem Leben. Sie sind ein weiterer Mosaikstein im nie langweilig werdenden Tagesablauf. Erinnerungen an ihr früheres Zuhause - dazu gehört für alte Menschen nicht nur der selbstverständliche Umgang mit den Tieren. Dazu gehören auch Geschmäcker und Gerüche, etwa aus der Kindheit. Auch daran ist gedacht worden in dem schönen Garten rund um das lichtdurchflutete Haus. Wohlriechende Blumen für die Vase pflücken, Kräuter sammeln und damit gemeinsam kochen, Erdbeeren, Äpfel, Birnen, Kirschen nicht nur bei den Malzeiten vorgesetzt zu bekommen, sondern selbst im Garten zu pflücken und zu naschen. Das ist den alten Menschen hier gegeben. Das ist ein Zuhause wie "zuhause". Selbst wenn die demente Dame, die gerade mit Huhn Erna spricht, ihren Aufenthalt im Seniorendomizil Tönisstein als Urlaub ansieht und nicht als ihr Zuhause. Sie fühlt sich sichtlich wohl mit Erna, Rosi und Co.
Für die Adventszeit hat das Seniorenhaus ein ganz spezielles Highlight geplant. Dann werden sich die Senioren wie auch die Besucher an einer lebendigen Krippe erfreuen können. Tier und Mensch- eine Einheit, die man nicht trennen sollte, wird im Seniorendomizil Bad Tönisstein mit großem Erfolg gelebt.